I. Wie kam ich zur Klosterzeit?

 

Wie kam ich zur Klosterzeit?


Der Petersdom im Vatikan


Liebe Leserinnen und Leser, nun ist schon eine geraume Zeit zwischen dem Beginn meiner Klosterzeit am 17.8. vergangen. Nun möchte ich mich Ihnen auch vorstellen, damit Sie zu dem Gesicht auf der Klosterzeitseite auch eine kleine Hintergrundgeschichte haben. 

Mein Name ist Kuba Stroh und ich bin im August 2007 in Böblingen bei Stuttgart geboren. Im schönen Baden-Württemberg habe ich gemeinsam mit meinen beiden Schwestern und Eltern 17 Jahre gelebt. Ich habe das Gymnasium bei uns in der Ortschaft besucht und 2025 mit den Leistungskursen Geographie, Englisch und Deutsch das Abitur abgeschlossen. 

Die Schulzeit über habe ich mich an verschiedenen Hobbies probiert, jedoch aufgrund stark wechselnder Interessen nie auf eines besonders festgebissen. Vielmehr interessierte ich mich eher an bestimmten Themengebieten, seien es anfangs Dinosaurier, Dermatologie, Nährstoff-Supplementierung oder Kirchengeschichte. Auch klassische Literatur lag und liegt mir sehr am Herzen. Vor allem in den letzten beiden Schuljahren habe ich viel Zeit mit Freunden verbracht und diese sehr zu schätzen gelernt. Zwischen der Klausurvorbereitung, die gezwungenermaßen vor allem ab Ende der 12. Klasse zu meinem Hobby wurde, schaue ich auch gerne Serien oder Filme.

Mit dem katholischen Glauben kam ich glücklicherweise aufgrund der christlich geprägten Erziehung meiner Eltern schon von Anfang an in Berührung. Der ausnahmslose sonntägliche Besuch von Gottesdienst und ein starker Fokus auf katholische Werte haben mich so über die Jahre geprägt. 2024 hatte ich das Glück, an der Romwallfahrt mit den Ministranten unserer Gemeinde teilnehmen zu können. Dieses Ereignis war rückblickend jetzt wohl das bisher einschneidendste meines Lebens, denn nie zuvor hatte ich so eine tiefe Verbundenheit zu meiner Religion verspürt. Dies lag zumal wahrscheinlich an den Leuten, mit denen ich in Rom war, zu einem sehr großen Teil jedoch an der vatikansichen Frömmigkeit, der Geschichtsträchtigkeit der Stadt und der lebenden Gemeinschaft der katholischen Kirche. Zwar war ich immer sehr gläubig und spirituell, jedoch habe ich nie wirklich erkannt, dass es bedeutet, Teil der katholischen Kirche zu sein. Teil einer Kirche, die von Jesus Christus selbst gegründet wurde, die auf dem Felsen aus dem Matthäusevangelium gebaut wurde und für die tausende Leute andächtig bereit waren, ihr Leben zu lassen. Diese Realisation, die ich damals im Petersdom hatte, kann ich hier gar nicht wirklich in Worte fassen. Ob es sich dabei um petrinische Interzession, das Wirken des Heiligen Geistes oder eine normale Reaktion auf den Monumentalbau handelt, lasse ich Ihrer Interpretation frei. Auf eine besondere Weise hatte ich über Petrus, zwar nicht glaubenstechnisch, aber stark emotional wieder zum katholischen Christentum gefunden. Aus diesem Grund wählte ich ihn, passenderweise wenn man sich die Etymologie anschaut, zu meinem Firmpatron gewählt. Eine Tradition noch aus der Zeit meines Großvaters, der ebenso wie meine Schwester, Franz von Assisi gewählt hat.

Die metaphysische Kirche zu erkennen, der ich glücklicherweise von Geburt an teil sein durfte, war ein Ereignis, das mein Interesse für Theologie entflammt hat. Die letzten Wochen meiner Sommerferien verbrachte ich damit, am Strand das Neue Testament durchzulesen, mich über Christologie zu informieren und ein neues Gespür für Spiritualität zu entwickeln. Am Ende der Sommerferien wusste ich, dass ich nach dem Abitur nochmal nach Rom müsse. 

So habe ich mich also Anfang 2025 angefangen zu informieren. Mir war wichtig, die religiöse Komponente mit in einen Aufenthalt in Rom zu bringen, also war beispielsweise ein Au-pair in Rom eher nur ein möglicher alternativer Weg. Durch Zufall fand ich das Klosterzeitprogramm vom Kloster Einsiedeln und dort die Möglichkeit, in Sant Anselmo 6–12 Monate zu verbringen. Mit großer Ungewissheit, wie genau das Programm aussieht, ging ich ins Telefonat mit Pater Thomas (von mir gerne auch Pater Fässler genannt). Ich wusste nicht, was für Voraussetzungen man genau erfüllen müsse, wie genau ein Leben im Kloster aussieht und was das unterscheidet, benediktinisch ist. Pater Thomas klärte im Gespräch einige meiner Fragen und nahm mir so stückchenweise die Verunsicherung, ob das wirklich etwas für mich ist. Zwar sah das monastische Leben auch für Klosterzeitler anders aus als erwartet, trotzdem war ich überzeugt, dass es ein Angebot sei, das ich zumindest spirituell suchte. Der Plan war also, im November 25 den Tms zu schreiben, um danach alleine im Februar 26 für sechs Monate nach Sant Anselmo zu gehen. Danach wollte ich mein Medizinstudium starten.

Mein Nebensitzer im Englisch-LK hieß Ruben. Ruben und ich waren seit der siebten Klasse zusammen in einer Klasse, hatten aber nie eine Freundschaft aufgebaut, die besonders nennenswert war. Das änderte sich mit der Kursstufe jedoch. Die Stunden im Englischunterricht, der zu großen Teilen einem Fiebertraum ähnelte, waren nur zusammen aushaltbar. Durch Zufall fanden wir heraus, dass der jeweils andere ebenfalls für Theologie interessiert war. Zwar legte Ruben seinen Fokus eher auf allgemein religionsphilosophische Themengebiete und ich auf konkrete wie christliche Soteriologie, marianische und petrinische Frömmigkeit oder liturgische Mystik, doch es fand sich eine genügend große Schnittmenge, die uns eine reiche Bandbreite an Gesprächsthemen bot. Gekoppelt mit einem Unterricht, der Platz für solche Gespräche bot, war ein Nährboden für eine Freundschaft gegeben, die uns irgendwann beide ins Kloster führen sollte. Während der Vorbereitung auf die mündlichen Abiturprüfungen in Mathe, die Ruben und ich zu großen Teilen mit Roblox verbrachten, erzählte ich ihm von meinem Plan, vor dem angestrebten Medizinstudium ein halbes Jahr nach Rom zu gehen. Nach langen Gesprächen über das Thema entschloss sich auch Ruben, sich bei "Pater Fässler" zu melden. Den genauen Weg, wie Ruben ins Kloster gefunden hat, können Sie auf seinem Blog lesen. Während der Pfingstferien im Juni 25 kam eine E-Mail von Pater Thomas in unser Postfach geflattert, in der er uns sagte, dass es nicht möglich ist, im Februar zu starten, sondern von Sant Anselmos Seite aus gewünscht wird, die Klosterzeit schon im September beginnen zu lassen. Das überraschte uns beide natürlich sehr und die Realisation, plötzlich nur noch 28 Tage meine Eltern zu sehen, war hart. Trotzdem akzeptierten wir die neue Bedingung direkt, war uns doch die monastische Erfahrung das wert. 

Einige Zeit verging und wir baten Pater Thomas nochmal um ein Telefonat (am Gedenktag von Peter und Paul), um Rahmeninformationen vor dem Beginn der Klosterzeit zu klären. An diesem Tag traf uns die fässlersche Hiobsbotschaft. Pater Thomas hatte kurz davor erfahren, dass der zuständige Herr in Sant Anselmo kein Interesse hatte, zwei Voluntäre gleichzeitig aufzunehmen. Trotz "Interzession" des Abtprimas der Benediktiner und starkem Einsatz von Pater Thomas war es nicht möglich, das Volontariat in Sant Anselmo zu verbringen. Uns wurde vorgeschlagen, stattdessen die Klosterzeit als Frontiere in Montecassino zu verbringen. Mit der geriet die vatikansiche Frömmigkeit, die ich so zu lieben gelernt habe, aus dem Blickfeld und eine Zeit im Kloster generell gewann an Attraktivität. Deshalb haben wir gemeinsam zugesagt. Aufgrund fehlender Italienischkenntnisse und der Tatsache, dass Thomas von Aquin mit vierzehn von hier geflüchtet ist, waren wir auch etwas skeptisch, wie sich die Zeit hier für uns gestalten würde. Trotzdem waren wir gespannt und warteten auf den 17.8., dem Tag, an dem es für uns zur Einführungswoche nach Einsiedeln gehen sollte.


Kuba Stroh

Post scriptum: Leider habe ich noch keinen Satz, den ich demonstrativ und performativ über meinen Namen schreiben kann; Pax et bonum möchte ich als Volontär eines benediktinischen Klosters natürlich nicht nutzen. Bis zum nächsten Blogeintrag wird sich sicherlich noch einer finden.

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