II. Einführungswoche in Einsiedeln
II. Einführungswoche in Einsiedeln
Am 17.8. ging es morgens um 8:50 für Ruben und mich von Böblingen aus Richtung Zürich, und von dort aus dann weiter nach Einsiedeln. Mein Opa hat mich zum Bahnhof gefahren, und wir waren beide bei der Verabschiedung emotional sehr angeschlagen. 6 Monate die Familie nicht sehen, kein Weihnachten zuhause. Trotzdem freute ich mich auf die bevorstehende Reise und ging zum Gleis, wo ich Ruben antraf. Allen Vorurteilen zum Trotz kam die Deutsche Bahn auf die Minute genau pünktlich an, und wir stiegen ein. 3 Stunden Fahrt mit zweimal umsteigen.
Gegen 12 haben wir uns mit 30 Kilo pro Person den Berg zum Kloster hochgekämpft. Nach 10 Minuten Eingang suchen und dreimal an der Kirchenpforte wurde uns von Pilgern die Klosterpforte gezeigt. Hier wurden wir von der Pförtnerin in Empfang genommen und durften unsere Zimmer 35 und 37 beziehen.
Nachdem wir uns kurz ausgeruht haben, war es endlich Zeit, den bisher persönlich noch recht unbekannten Pater Fässler Thomas kennenzulernen, vor der Tür des Gästespeisesaals nach dem Mittagessen der Mönche. Kurz danach kam Max an, ein anderer Klosterzeitler, der vor dem verpflichtenden Militärdienst in der Schweiz noch eine Zeit in Einsiedeln verbringen wollte. Beim Einführungsgespräch mit Pater Thomas wurde uns erzählt, welche Aufgaben wir die Woche über haben werden und welcher Unterricht uns erwartet. So freuten wir uns auf einen Wochenplan mit Stunden zu Gregorianik, lectio divina, Gebet, Liturgie und Chorgebet und dem Blog. Auch einige noch offenstehende Fragen bezüglich des generellen Tagesablaufs wurden geklärt.
Durch meine slawische Erziehung, vor allem was den katholischen Glauben betrifft, war ich schon früh einer besonderen marianischen Frömmigkeit ausgesetzt, die mich in meiner religiösen Entwicklung sehr geprägt hat. Als Teilzeitpole verspüre ich also natürlich eine besondere Verbindung zur schwarzen Madonna von Czestochowa. Folglich habe ich mich sehr gefreut, dass die Spiritualität um diese besondere Darstellungsweise der Gottesmutter auch in Einsiedeln ihren Platz hat. Zwar konnte ich aufgrund von Restaurationsarbeiten am Original nur eine Nachbildung der Figur sehen, dennoch bewunderte ich die Frömmigkeit, mit der die Gläubigen dem Bildnis entgegentreten. Auch der Altar, der von Papst Johannes Paul II. selbst geweiht wurde, begeisterte mich spirituell sehr.
Die Gebetszeiten in Einsiedeln sind klassisch benediktinisch, wenn auch für mich als Volontär etwas gemindert. Frühmorgens beten die Mönche im oberen Chorgestühl hinter dem Hochaltar, umgeben von Heiligenstatuen und unter einem Engel Deckenfresko, das Vigil. Dieses Gebet hat, mag es wegen der Uhrzeit sein oder an den liturgischen Texten liegen, eine besondere Ästhetik. An dieser wirklich schönen, wenn auch von Müdigkeit begleiteten Gebetspraxis durfte ich zweimal teilnehmen. Vor jeder Gebetszeit trafen wir uns an der Klausurpforte und wurden dort gesammelt von Bruder Klemens abgeholt.
Nach dem Vigil und einer circa 1-stündigen Pause zur lectio divina fand das Laudes statt, ebenfalls im oberen Chorgestühl vor einem riesigen Bild des gekreuzigten Christus, jedoch um die etwas spätere Uhrzeit mit mehr Gästen. Danach wurde sich zum Frühstück im Speisesaal der Gäste getroffen. Zwar traf man hier nicht alle Brüder an, doch mir bekannte Gesichter wie Abt Urban, Pater Fässler und Bruder Klemens waren die Woche über jedes Mal dabei.
Danach ging es um 9 Uhr zum täglichen Unterricht. Nach dem Unterricht um 11:05 ging es zum Gottesdienst, wo direkt im Anschluss das Angelusgebet gebetet wurde. Danach wurde mit allen Mönchen in Stille zu Mittag gegessen. Das Essen wurde von einem kurzen Gebet eröffnet und auch wieder abgeschlossen. Täglich gab es als Vorspeise eine Suppe, die, das muss ich hier erwähnen, unironisch äußerst deliziös war. Danach traf man sich im Speisesaal der Gäste, die obwohl es einen solchen gab, trotzdem im großen Saal mit den Mönchen aßen, wo gemeinsam Kaffee getrunken wurde.
Danach mussten wir kleine Arbeiten verrichten, um neben dem ora Teil auch labora zu erfahren. Unsere Arbeit an den einzelnen Tagen war sehr divers, so mussten wir einmal Briefe für die Engelweihe austeilen, Rosen schneiden, ein Festzelt aufbauen und Gebetszettel schneiden. In der freien Zeit erkundeten Ruben und ich gerne das umliegende Gelände, das bei blauem Himmel teilweise sehr surreal aussah
Nach der Arbeit ging es um circa 16 Uhr zur Vesper, dem lateinische Abendgebet der Benediktiner, das aufgrund der Pilger in Einsiedeln untypischerweise so früh stattfindet. Nach der Vesper zogen die Mönche gemeinsam zur Gnadenkapelle und sangen dort das Salve Maria, eine jahrhundertealte Tradition in Einsiedeln. Nach einer kurzen Pause ging es zum Abendessen, das der gleichen Struktur wie das Mittagessen folgte. Die anschließende Rekreation war mein Highlight am Tag, da Max, Ruben und ich gemeinsam mit ein paar anderen Mönchen knapp 1 Stunde zum Austausch hatten. Ich denke, vor allem diese Treffen haben die Eingewöhnung in Einsiedeln so beschleunigt. Danach folgte das Komplett, ein Nachtgebet mit anschließendem Weihwassersegen.
Am Sonntagabend wurde der Geburtstag des Abtes gefeiert, an dem ich draußen beim gemeinsamen Abendessen neben ihm sitzen durfte. An diesem Tag habe ich auch das 1. Mal Rivella getrunken, ein Milchgetränk, dessen genaue Natur ich bisher immer noch nicht verstanden habe, aber das in der Schweiz wohl ein Verkaufsschlager ist. Thematisch passt es hier auch, von Süessmost zu erzählen, einem mit Kohlensäure versetzten Apfelsaft mit Birnenanteil, der so vorzüglich geschmeckt hat, dass ich mich täglich daran erinnern musste, anstelle von diesem Ambrosia auch Wasser zu trinken.
Die ersten beiden Abende verbrachte ich nach dem Komplett im Ledersessel vor dem offenen Fenster und hatte starke Zweifel an meinem Vorhaben. Das Kloster fühlte sich steriler an als ich gedacht hatte. Zwar war Ruben, den ich kannte, im Nebenraum, trotzdem war ich einsam. Ich habe meine Familie sehr vermisst, vor allem meine Schwestern, die mit meinen Eltern gemeinsam am Tag meiner Abreise zuhause in den Urlaub gefahren sind. Diese anfänglichen Zweifel verflogen aber so schnell, wie sie gekommen waren, und mit jedem Tag lernte man die Mönche besser kennen. Vor allem die Rekreation am Abend, aber auch das fast freundschaftliche Verhältnis, das man mit ein paar Mönchen aufgebaut hat, macht den Aufenthalt schnell zu einer schönen Erfahrung.An zwei Abenden spielten
Die Reliquienverehrung stellt für mich, ohne jetzt genau auf die Theologie dahinter einzugehen, einen wichtigen Teil der katholischen Frömmigkeit, des gelebten Auferstehungsglaubens und der Gemeinschaft der Verstorbenen dar. Leider verlor die Kirche mit dem 2. Vatikanischen Konzil (grrrr) diese liturgische Praxis etwas aus den Augen.
Ich möchte die Gelegenheit auch nutzen, um Benno Maria dafür zu danken, dass er meinen Rosenkranz repariert hat, dem seit mehreren Jahren ein Stück gefehlt hat. Die Mittelplakette des Rosenkranzes zeigt auf der einen Seite die schwarze Madonna Polens und auf der anderen Seite Johannes Paul II. Sehr aufmerksam und passend hat Benno Maria dem Rosenkranz wieder ein Kreuz beigefügt, das der Ferula des polnischen Papstes. Der Rosenkranz bedeutet mir sehr viel, da er einmal eine kulturelle Verbindung zu meinen Wurzeln repräsentiert und andererseits lange im Auto meiner Mutter am Rückspiegel hing.
Johannes Paul II. wurde spätestens an dem Punkt der Einführungswoche offiziell zum Leitmotiv, als Pater Thomas uns das Schlafzimmer des ehemaligen Papstes im Kloster zeigte.
Am Freitag wurde uns von Bruder Klemens noch die barocke Bibliothek der Klosterschule und die Naturaliensammlung mit exotischen ausgestopften Tiere gezeigt.
Ich möchte mich an dieser Stelle für die wirklich herzliche Willkommennahme der Brüder in Einsiedeln bedanken. Mein besonderer Dank gilt Pater Thomas, Pater Fässler, der das Klosterzeitprogramm erst ins Leben gerufen hat und uns die Einführungswoche über mit seiner humorvollen Art begleitet hat; Bruder Klemens, der in seiner Funktion als Guestmaster aber auch ganz persönlich immer für Ruben und mich als Ansprechperson da war, Pater Carsten, Bruder Benno Maria und Novize Simon als ehemaliger Klosterzeitler für die schöne Zeit in Einsiedeln, und bei Abt Urban, der als Oberhaupt des Klosters die Klosterzeit und unseren Aufenthalt gebilligt hat.
Ich wünsche Max für seine Zeit in Einsiedeln alles Gute und prägende Momente, die einen klaren Blick verschaffen, wie er seine Zukunft gestalten will. Wir freuen uns nach der Zeit in Montecassino schon wieder auf die Abschlusswoche in Einsiedeln, mit den Brüdern, Suppe und Süessmost.
Lachs et Bohnen,
Kuba











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